Bis vor Kurzem war ich tatsächlich des Glaubens, es reicht, ein gutes Buch zu Schreiben. Das verkauft sich dann von selbst.

Was für ein Irrtum.

Das wäre genauso, als wenn Jehudi Menuhin mit der Geige in der New Yorker Central Station in die Ecke steht und geigt. Kein Mensch bleibt stehen, niemand erkennt ihn – und niemand beachtet sein virtuoses Spiel. In dieser Form dem Geiger Joshua Bell tatsächlich geschehen!

Es ist also der Autor, den wir bespielen müssen. Er muss zum König gemacht werden und dann kommen die Dinge ins Rollen.

Vom berühmten Künstler Jasper Johns gibt es die Anekdote, dass er einst einem Interview seines Agenten in den Medien lauschte. Dieser bemerkte sinngemäß und flapsig, wenn Jasper eine Getränke-Dose ausstellen würde, dann wäre das ein großer Kunsterfolg.

Und was tat dieser? Genau das! Eine Getränke-Dose wurde zur Skulptur – und wurde ein großer Erfolg. Und nicht nur er. Auch der Pop-Art Künstler Rauschenberger machte Gleiches. Machen Sie das doch einmal! Kein Erfolg, da bin ich mir sicher. Nicht einmal auf dem Kunsthandwerkermarkt.

Die genannten Kollegen aber waren bereits berühmt. Sie agierten in einem entsprechenden Umfeld. Ihnen wird schon Kunst unterstellt, sobald sie auch nur ein Kunstwerkzeug in die Hand nehmen.

So auch beim Buch. Der Autor ist der Schlüssel!

Er muss bekannt werden: Berühmt, eine besondere Institution. Durch seinen Verlag, durch öffentliche Auftritte, durch besondere öffentliche Aktionen. Dann geht es leichter mit den neuen Büchern! Sicherlich kein zwingender Mechanismus, aber ein wichtiger Schlüssel.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Mehr aber nicht.


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