Ich nehme es gleich vorweg: Mit Mission Afrika-Konferenz ist Horst G. Schulz ein großer Wurf gelungen! Nicht umsonst steht es aktuell auf der Shortlist des Tolino Newcomer-Preises. Von der ersten Seite an wird der Leser unmittelbar in die Geschichte hinein gezogen. Niams Perspektive wird die unsere. Wir erleben mit seinen Augen.
Das Werk verbindet dabei gekonnt ein spannendes Flüchtlingsschicksal mit einem historisch bedeutungsvollen Ereignis, der ›Kongo-Konferenz‹ in Berlin 1884/1885, bei der Afrika unter den Industrienationen aufgeteilt wurde.

Die Gegenwartsform der Erzählung im Gerichtssaal verleiht Unmittelbarkeit. Der Schreibstil ist schnörkellos, klar, direkt.
Aber auch damit etwas dünn in der Variationsform. Was aber nicht stört. Im Gegenteil – es wird zum eigenen Stilmittel. Der Rhythmus ist so monoton, wie die holprige Fahrt im Bus von Casablanca nach Tanger.
Cover und Buch sind sehr professionell erstellt. Guter Schriftsatz. Ein besonders gutes Beispiel für qualitativ hochwertige Selfpublisher-Arbeit.
Der Titel ist etwas sperrig und sachlich.   Man könnte eine Dokumentation oder Reportage dahinter vermuten. Niam hat zwar eine sehr ausgewählte und wortreiche Sprache für einen Afrikaner, der nur ein wenig Deutsch sprechen kann.
Seine Erzählung packt dennoch! Der Autor muss gut recherchiert haben. Wer unsere gemeinsame Geschichte unserer kennt, kann die Gegenwart besser verstehen. Hier bewahrheitet sich die Weisheit vehement.

Diese Genese eines psychologischen Stimmungsbildes, diese Entstehung der mentalen, katastrophalen Lage, die sich bei den Geflüchteten entwickelt, hat sich mir bisher noch nicht so eindrucksvoll dargestellt. Geahnt vielleicht.  Aber nicht verstanden.  Schonungslos, in brutaler Sachlichkeit nachgezeichnet.

Danke lieber Horst G. Schulz, dass Du uns mit diesem Buch neue Perspektiven eröffnest. Von mir gibt es volle Punktzahl.


Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d